Mit satter Power zum goldenen Vlies

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Was die Akteure der Spöcker Richard-Hecht-Schule in der Spechaahalle auf die Bühne brachten, ist weit mehr als ein kulturelles Ereignis. Denn hinter den Aufführungen von „Die Argonauten“ stand ein aufwendiges Konzept, bei dem in Gemeinschaftsarbeit alles rund um Spiel, Organisation und Management wie in einem Unternehmen geplant und umgesetzt wird. So bescherte das in seiner Anlage sehr ungewöhnliche Theaterstück den Zuschauern einerseits Spannung mit viel effektvoller Power und Witz.

Zum anderen sollte das Projekt bei den 42 Zehntklässlern zum Ausklang der Werkrealschulzeit ihr Bewusstsein für Fragen und Probleme beim Übergang ins Erwachsenenalter in einer Phase der Identitätsfindung und Weichenstellung für das Leben sensibilisieren. Profis aus Karlsruhe – Regisseur Holger Metzner und Theaterpädagogin Karoline Saal – hatten als Basis die griechische Saga mit der Geschichte um Jason, Medea und das Goldene Vlies gestrafft in Form gebracht und dramatisiert. Eingebettet wurden Aussagen der Schüler zu ihrer Lebenswirklichkeit, ihren Vorstellungen und Zukunftsperspektiven. Im Vorfeld der Proben, die über Wochen liefen, hatten sie nach einem Brainstorming selbst Texte geschrieben, egal in welchen der vier Gruppen – Schauspieler, Bühnenbauer, Musiker oder Management – sie später aktiv wurden. „Die Argonauten“ gaben dafür mit ihren Charakteren und Aspekten wie Ehrgeiz, Macht, Ohnmacht, Entscheidungszwängen, Unschuld, Schuld und Schicksal den passenden Nährboden. Indem die Protagonisten zeitweise auch aus ihren Rollen heraustreten und kommentieren, transportieren sie Existenzielles mit ideellen und ethischen Dimensionen lebensnah in die Gegenwart. Untermauert wird das von der modernen, reduzierten Inszenierung und einem Gerüstaufbau im Zentrum, der zwei Welten darstellt. Ebenso durch die heutigen, symbolhaft für Gut und Böse in Schwarz und Weiß gehaltenen Kostüme. Markant waren die großen, gebastelten Stierhörner, die im Kampf aufgefahren wurden. Innovativ auch, dass die Bühne zum Zuschauerraum wird und die Halle zur Hälfte zur Spielbühne, was sehr ins Spiel hineinzog. Die zwölf Rollen waren teils doppelt besetzt. Manche Akteure mischten dazu bei den Musikern mit.

Für die Musik, für die die Jugendlichen Stücke von Glasperlenspiel, Rapper Dr. Dre oder Rio Reiser auswählten, war Lehrerin Friederike Ridtahler zuständig, unterstützt von Graubau-Mitarbeiter Nikolai Dörr. Die Kooperation mit dem Jugendzentrum, das Proberäume, Instrumente und Lichttechnik zur Verfügung stellte, bewährte sich bestens. Mit im Team waren Schulsozialarbeiter Matthias Bierhalter und die Klassenlehrerinnen Monika Ackermann und Dana von Langsdorff. Sie halfen den Schülern bei Flyern, Plakaten, Vorverkauf, Kasse und Öffentlichkeitsarbeit. Gleichermaßen die Sponsorensuche hatte pädagogische Ziele wie im Zugehen auf Menschen und im Kontakte knüpfen Selbstständigkeit und Initiative zu entwickeln. Das Projekt mit den

erfolgreichen ersten beiden Aufführungen hatte die Schüler merklich motiviert – und solch ein Abschluss wird ihnen ganz gewiss im Gedächtnis haften bleiben.

15.07.2016: Mit satter Power zum goldenen Vlies / Alexander Werner – Mit freundlicher Genehmigung der BNN