Romeo und Julia – Theateraufführung der 10. Klassen der Richard-Hecht-Schule

Stutensee (ml). Mit aschfahlem Gesicht wandte sich Monika Ackermann an die Zuhörer: „Wir haben fünf junge Menschen verloren.“ Schock. Was war passiert?

„Wir trauern heute um Julia Capulet und Romeo Montague, sie besuchten die neunte Klasse der Richard-Hecht-Schule. Wir wollen darüber sprechen und verstehen, was geschehen ist, aber wir wollen nicht verurteilen.“ Zum zweiten Mal nach ihrem glänzenden Debut mit Schillers „Räuber“ im vergangenen Jahr haben Schülerinnen und Schüler der Richard-Hecht-Schule Spöck ein großes Drama als Theaterstück auf ihren Alltag projiziert und sich so auf unkonventionelle, aber sehr sensible Weise den Hintergründen genähert.

titelbild_julia

„Die Themen klassischer Stücke sind auch nach über vierhundert Jahren noch aktuell und aufregend“, sagten die beiden Theaterpädagogen Karoline Saal und Holger Metzner, die die Inszenierung mit den Schülern erarbeitet und Regie geführt haben. In der Tat zeigt das Stück, dass junge Menschen, die mit der Welt der Erwachsenen in Konflikt kommen, ein topaktuelles Thema ist. In Form von Verhören durch die Polizei, die raffiniert per Beamer eingeblendet wurden, berichteten die Übrigen aus der Clique, was geschehen war, wobei zwischen den Erzählern und den Spielern fliegender Wechsel war und keiner eine feste Rolle hatte. Selbst dass Romeo zwischendurch von einem Mädchen gespielt wurde, störte nicht. Es galt, sich mit Grundsatzthemen wie Liebe, Neid, Hass und Tod auseinanderzusetzen. Aus den Vernehmungsprotokollen entstanden Skizzen zweier verfeindeter Familien. Eine Schülerband unterstrich das Bühnengeschehen mit starker, aber zugleich gefühlvoller Musik. Die immer wieder wie einzelne Puzzleteile eingefügten Originalzitate ergänzten das sprachlich sonst im Alltag der Jugendlichen angesiedelte Stück und schufen Authentizität. Die Vernehmungen berührten jedoch nicht nur die Fakten, sondern fragten auch nach der Bedeutung von Werten. Vielleicht mag es manche Eltern überrascht haben, welch hohen Stellenwert die Familie bei den Jugendlichen innehat. Die große Liebe ist ihnen wichtig, aber sie muss auch von der Familie akzeptiert werden. Ohne das geringste Zögern wurde den Eltern Capulet und Montague die Schuld am Tod ihrer Kinder zugeschrieben. Kinder brauchen Familie, aber sie brauchen genauso auch Freiheit und Toleranz. Auch dieses Stück entstand wieder in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Stutensee (Graubau). Dessen Leiter, Vlado Draca, betreute den Kulissenbau, Martin Herko, Klassenlehrer der 10b und der BuFDi Nicolai Dörr die Musikgruppe, Monika Ackermann, Klassenlehrerin der 10a und Aljoscha Bartl vom Graubau die Managementgruppe.

Bericht mit freundlicher Genehmigung der BNN

Keine Galerie-Vorlage gefunden!

Fotos: Chr. Koop